RNZ-Serie „Unsere Wirte“: Die Betreiber des Restaurants Schmitt werfen dem Staat „Versagen“ vor – Freude auf den ersten Bieranstich
Heike und Martin Schmitt sehnen das Ende des Lockdowns herbei, um ihren Gästen endlich wieder ein frisches Pils und gutes Essen in ihrem Traditionsrestaurant in Höpfingen zu servieren. Foto: Adrian Brosch
Höpfingen. (adb) Seit 55 Jahren ist das für seine familiäre und herzliche Gastlichkeit bekannte Restaurant Schmitt in der Höpfinger Jahnstraße (ehemals „Café Schmitt“) nicht nur bei Stammgästen eine feste Größe. Doch auch vor solchen Traditionsbetrieben macht die Corona-Pandemie nicht Halt: Im Rahmen der Serie „Unsere Wirte“ unterhielt sich die Rhein-Neckar-Zeitung mit Martin und Heike Schmitt, die das Lokal seit 1996 führen.
Vorneweg das Erfreuliche: „Als reiner Familienbetrieb werden wir die Krise überleben, aber viele Mitbewerber zahlen Pachten oder tilgen Kredite – mehr als die Hälfte der Branche dürfte nach Corona nicht mehr öffnen“, vermutet Martin Schmitt, dessen Eltern 1966 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatten.
Der erste Lockdown im vergangenen März sei letztlich „relativ überraschend“ gekommen. Das brachte unter anderem Probleme bei der Vorhaltung von Lebensmitteln für Familienfeiern, die coronabedingt aufs Eis gelegt werden mussten – darunter auch Feinkost von sehr begrenzter Haltbarkeit. „Unser ,Essen to go‘-Angebot hatte in erster Linie das Ziel, die Ware unters Volk zu bringen“, betonen die Schmitts, die einen solchen Vertriebsweg mit als erste Gastronomen eingeschlagen hatten. Was sich freilich rasch herumsprach: „Es lief richtig gut an auch außerhalb Höpfingens“, blickt Heike Schmitt zurück.
Auch über das Sommergeschäft mit Biergartensaison könne man nicht klagen. „Als der erste Lockdown am 18. Mai beendet war, erfuhren wir einen für Corona-Verhältnisse sensationellen Zuspruch“, bemerkt Martin Schmitt und spricht von „zwischenzeitlich eingekehrter Normalität“. Die einzigen Abweichungen vom üblichen Wirtshausbetrieb seien das namentliche Erfassen von Gästen, Abstands- und Hygieneregelungen sowie die nur teilweise geöffnete Kegelbahn im Untergeschoss des Hauses gewesen. „Alle Gäste verhielten sich vorbildlich“, lobt das Ehepaar, für das 2020 angesichts voller Reservierungsbücher normalerweise „ein echtes Rekordjahr“ gewesen wäre.
Umso geringer ist das Verständnis für den zweiten Lockdown. Martin Schmitt verortet die Ansteckungsgefahr eher auf das großstädtische Milieu und beispielsweise pulsierende Bistros mit kaum nachzuvollziehendem Publikumsverkehr. „In einer Stadt wie Frankfurt oder bereits Würzburg ist das natürlich anders, aber für das Land hätte man mit zweierlei Maß messen und die Gastronomie mit den bis dato bewährten Auflagen weiterhin öffnen können“, merkt er an und hält fest, die eigentliche Problematik nicht im Gastrobereich zu sehen.
Speziell das im Innenbereich für 110 Personen ausgelegte Restaurant Schmitt hätte zahlreiche Optionen zur räumlichen Trennung der Gäste offen gelassen. Die politischen Lösungen bezeichnet Martin Schmitt als nicht überzeugend: „Man versprach schnelle und unbürokratische Hilfe, aber selbst die Novemberhilfen sind noch nicht ausbezahlt“, moniert der 53-Jährige, der den ersten Lockdown für Renovierungsarbeiten an Dach und Fassade seines Lokals genutzt hatte. Er spricht von „Versagen des Staats“.
Derzeit befinde man sich erneut im „Essen to go“-Modus, könne die Situation aber keinesfalls mit dem ersten Lockdown vergleichen. „Die Leute sind zurückhaltender mit Bestellungen“, berichtet Heike Schmitt und führt ihre Beobachtung auf dünnere Geldbeutel durch Kurzarbeitergeld oder allgemeine Besorgnis vor dem Coronavirus zurück. Aufgrund des eher verhaltenen Interesses ging man vor zwei Wochen dazu über, das „Essen to go“ nur noch an Wochenenden und zur Vermeidung eines Begegnungsverkehrs nach zeitlicher Absprache anzubieten.
„Der Aufwand und die verursachten Energiekosten bei Inbetriebnahme der Küchenanlage für eine Handvoll Essen stehen in keinem Verhältnis zueinander“, führt Martin Schmitt aus. Für ihn als Koch mit Leib und Seele sei der Zustand ohnehin unbefriedigend: „Man möchte als Koch gutes Essen in stilvollem Ambiente präsentieren und sehen, wie sich der Gast darüber freut – und man spürt mit der Zeit, dass man weniger ausgeglichen ist und zu gewisser Unzufriedenheit neigt.“ Das „Essen to go“ bezeichnet er als reine Beschäftigungstherapie und Möglichkeit, den Kundenkontakt nicht zu verlieren.
Denn genau das fehle den Schmitts, deren zwei Kinder ihnen im Ernstfall zur Hand gehen, ganz besonders: „Wo jeder jeden kennt und man zu vielen Gästen ein freundschaftliches Verhältnis unterhält, fehlt das persönliche Miteinander erst recht“, betonen Heike und Martin Schmitt. „Nicht wenige Stammgäste rufen sogar regelmäßig an und erkundigen sich nach unserem Wohlbefinden sowie danach, wann wir endlich wieder öffnen“, fährt Heike Schmitt fort. Auch bei ihr und ihrem Mann sei diese Vorfreude groß: „Wir fiebern auf den Tag hin, an dem wir das erste Fass Bier anstechen und das erste Pils zapfen – hoffentlich haben wir es bis dahin nicht verlernt!“, merken sie lakonisch an.
> Kontakt: Restaurant Schmitt, Jahnstraße 7, Höpfingen, Tel. 06283/1601
> Bestellungen: freitags bis sonntags; Abholzeiten werden telefonisch koordiniert, Bestellungen am Tag vor der gewünschten Abholung sind ratsam.
> Speisekarte: Im Internet unter www.schmitt-restaurant.de, auf Facebook unter „Schmitt Restaurant & Pension“ sowie in der „Höpfi“-App
> Die Renner: Hähnchen, Schnitzel- und Steakvariationen, Tafelspitz und Burger.
Quelle:www.rnz.de